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Aus dem Grundsatzprogramm der Arbeiterwohlfahrt:
Glossar


Mit dem freiheitlichen demokratischen Sozialismus bekennen wir uns zu unserem Ursprung als Teil der deutschen Arbeiterbewegung. Wir verdeutlichen damit unseren Glauben an den humanitären Fortschritt der Menschheit. Wir verbinden damit auch unsere Kritik am kapitalistischen Wirtschaftsmodell und betonen eine Alternative auf der Basis unserer Grundwerte Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz. Jede Veränderung im bestehenden Wirtschafts- und Gesellschaftssystem kann jedoch nur demokratisch stattfinden. Unsere Auffassung vom freiheitlichen demokratischen Sozialismus schützt die*den Einzelne*n vor der Willkür der Mehrheit und stellt sich gegen jede Form der autoritären oder totalitären Herrschaft. Nur die Demokratie und der Rechtsstaat achten die Würde des Menschen, seine Freiheit und das Recht. Das ist unser Begriff des freiheitlichen demokratischen Sozialismus.

Geschlecht schließt nach unserem Verständnis alle mit ein und ist vielfältig. Geschlecht beschreibt herkömmlich die Einteilung von Menschen in »weiblich« oder »männlich«. Sie basiert auf biologischen Geschlechtsmerkmalen, Geschlechtsidentität (innere Überzeugung, einem Geschlecht anzugehören) und Geschlechterrollen, die von gesellschaftlichen Normen (Aussehen, Körpersprache, Verhaltensweise) definiert werden. Die Vielfalt von Menschen wird durch die ausschließliche Einteilung in Frauen und Männer unzureichend erfasst: Es gibt beispielsweise Menschen, deren biologisches Geschlecht mehrdeutig ist (intersexuelle oder intergeschlechtliche Menschen), und Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde (Transgender oder Transsexuelle).

Hilfe zur Selbsthilfe ist Ausdruck unserer Auffassung, dass wir jeden Menschen unterstützen, sich selbst und im Zusammenschluss mit anderen zu helfen. Das Ziel unserer Arbeit ist es – wo es die Umstände erlauben –, den einzelnen Menschen so weit zu unterstützen, bis er in der Lage ist, selbstbestimmt sein Leben zu führen. Inklusion ist ein Prinzip, um die gleichberechtigte Teilhabe aller an der Gesellschaft zu verwirklichen. Inklusion verdeutlicht, dass jede*r auf ihre*seine Art und Weise einzigartig und Teil der Vielfalt ist. Damit alle Menschen mitwirken und mitentscheiden können, sind die baulichen, kommunikativen, strukturellen, ökonomischen sowie fachlichen Rahmenbedingungen in unserer Gesellschaft zu prüfen und wo nötig zu verändern.

Interkulturelle Öffnung ist ein Modell zur gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund in Organisationen. Wir sehen unsere Aufgabe darin, dass Menschen mit Migrationshintergrund in Einrichtungen, Diensten und im Verband ihrem Bevölkerungsanteil entsprechend repräsentiert werden und dass die Angebote sich konzeptionell, organisatorisch und personell an den Bedürfnissen von Menschen unterschiedlicher Herkunft aufstellen.

Rassismus teilt Menschen aufgrund ihrer vermeintlichen oder realen Herkunft, ihrer Hautfarbe oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit in verschiedene Gruppen ein und weist diesen unveränderliche, oft negative Eigenschaften oder Verhaltensweisen zu. Ihre eigene Gruppe sehen Rassist*innen in der Regel als natürlich überlegen an und leiten daraus das Recht zur Benachteiligung anderer ab.

Sexuelle Identität beschreibt, wie Menschen sich selbst wahrnehmen und wie sie im Hinblick auf Geschlechtsmerkmale, Geschlechtsidentität, Geschlechterrolle und sexuelles Begehren von anderen wahrgenommen werden wollen. Sexuelles Begehren beschreibt, zu welchem Geschlecht oder welchen Geschlechtern Menschen sich romantisch, erotisch und sexuell hingezogen fühlen.

Sorgearbeit verwenden wir als Rahmen, um alle Sorgetätigkeiten, unabhängig von Gegenstand und Art der Sorge und unabhängig von der Organisationsform (unbezahlt / bezahlt, informell / formell, privat / professionell, Ehrenamt / Erwerbsarbeit), zu beschreiben. Sofern wir von Sorgearbeit reden, die die private Pflege, Zuwendung, Versorgung für andere oder sich selbst meint, die unbezahlt, informell oder als Ehrenamt stattfindet, sprechen wir explizit von »privater Sorgearbeit«. Wir beachten die Debatte, die unter dem Begriff »Care« stattfindet, und unter anderem die Frage, wie wir miteinander leben und unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt garantieren wollen.

Unter Sozialer Arbeit verstehen wir die bezahlte, formelle sowie professionelle Pflege, Zuwendung und Versorgung für andere, die als Erwerbsarbeit stattfindet. Unter Sozialraum verstehen wir das Lebensumfeld des Menschen, den Ort, an dem er konkrete Unterstützung erhält, um seine Lebensqualität und -situation zu verbessern. Hier kann er sich für den Zusammenhalt der Gesellschaft engagieren, Akzeptanz und Wertschätzung der Mitmenschen erfahren und Demokratie leben. Sozialraumorientierung ist eine Handlungsoption der Sozialen Arbeit, die von der individuellen Bedarfslage aus das Umfeld des Menschen mit seinen Angeboten und Einrichtungen in den Blick nimmt.

Nach dem gesellschaftlichen Prinzip der Subsidiarität übernimmt im Staat die kleinere Einheit im Rahmen ihrer Leistungsfähigkeit staatliche Aufgaben. Der Staat trägt die Verantwortung, die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen zu gewährleisten. Damit unterstützt er zugleich private, selbstständige Organisationen der Zivilgesellschaft wie die Freie Wohlfahrtspflege. Der Wert der Subsidiarität zeigt sich für den Menschen durch die Wahlfreiheit und durch bürgernahe Hilfe und Unterstützung.

Quelle: Grundsatzprogramm AWO 2019     © AWO Bundesverband e.V.