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Aus dem Grundsatzprogramm der Arbeiterwohlfahrt:
VII. Unsere Fachlichkeit

3. Bildung

Bildung ist eine zentrale Ressource für die individuelle Lebensführung und ein Prozess zur Entwicklung einer eigenständigen Persönlichkeit. Bildung ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben und bildet die Grundlage, um gesellschaftliche sowie politische Prozesse mitzugestalten. Durch die Digitalisierung haben viele Menschen schnell Zugang zu Informationen. Doch nur wer zur Nutzung von digitalen Medien und deren Informationen befähigt ist, kann selbstbestimmt und kritisch damit umgehen. Wir setzen uns dafür ein, dass der Zugang zu Bildung allen Menschen offensteht, um gleiche Bildungschancen – unabhängig von der Herkunft, einer Behinderung, dem familiären Bildungshintergrund oder der wirtschaftlichen Lebenslage – zu realisieren. Wir setzen uns für Gebührenfreiheit in der frühkindlichen Bildung, der Aus-, Fort- und Weiterbildung und der Hochschule ein. Dazu sind bundesweite Mindeststandards und vergleichbare Lernbedingungen herzustellen.

Bildung im 21. Jahrhundert gestalten

Dem Bildungsprozess ist ausreichend Zeit und Raum einzuräumen. Er ist mehr als eine ausschließliche Qualifikation für den Arbeitsmarkt. Ungleich verteilte Bildungschancen sind durch stärker auf die Bedürfnisse des einzelnen Menschen zugeschnittene Bildungsangebote und Lernformen auszugleichen. Wir sind überzeugt, dass die Vermittlung interkultureller, sozialer, demokratischer, digitaler und ökologischer Kompetenzen notwendige Inhalte von Bildung sind. Niedrigschwellige und kostenfreie Zugänge ermöglichen ein lebenslanges Lernen. Sie sind in allen Lebensphasen rechtlich abzusichern.

Die Bildung der Zukunft ist offen für Vielfalt

Wir wollen Vielfalt in der Bildung fördern. Deshalb sind alle Bildungsinstitutionen inklusiv auszugestalten. Wir fordern bestmögliche Teilhabe aller entlang des gesamten Bildungsverlaufes und den Abbau aller Ungleichheiten.

Verschiedene Lernorte anerkennen und vernetzen

Eine chancengerechte Bildungspolitik beachtet, stärkt und schätzt gleichermaßen formale, nonformale und informelle Lernorte. Bildungsorte in öffentlicher Verantwortung müssen barrierefrei sein. Zentrale Bildungsorte sind Familien, die Kindertagesbetreuung, die Peergroups, die Jugend(verbands)arbeit, die Schule, der Sozialraum, die Medien genauso wie Ausbildung und Beruf. Eine enge Kooperation und Vernetzung aller Akteure im Sozialraum ist vonnöten. Sie basiert auf einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit und hat eine ganzheitliche Bildung im Blick. Informelle Bildungsprozesse wie in der Familie sind eine Bereicherung, dürfen jedoch nicht für schulischen Bildungserfolg vorausgesetzt werden.

Frühkindliche Bildung als Grundstein von Bildungserfolgen

Wir denken in aufeinander aufbauenden und vernetzten Hilfsangeboten im Sinne von Präventionsketten und wissen, dass Bildung bereits vor dem Eintritt in Institutionen durch die Eltern beginnt. Anschließend sind es Kindertageseinrichtungen und -pflege, die als Orte frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung die kognitive, soziale und emotionale Entwicklung von Kindern fördern. Sie leisten einen zentralen Beitrag zur Chancengleichheit, zur verbesserten Vereinbarkeit von Familie und Beruf und zur Inklusion. Um diese Aufgaben zu erfüllen, brauchen sie personell, finanziell und organisatorisch gute Rahmenbedingungen.

Eingebunden in den Sozialraum: die Ganztagsschule als Regel

Die Ganztagsschule als Ort des gemeinsamen Lernens und Lebens muss zu ihrer Gestaltung pädagogische Konzepte und Standards bieten, die sich über den ganzen Tag erstrecken und Lern- mit Freizeitangeboten verbinden. Wir wollen, dass die barrierefreie Ganztagsschule in gebundener Form zur Regel wird. Sie setzt eine enge Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule voraus, sichert Übergänge im Bildungsverlauf und schafft am besten Chancengleichheit für alle jungen Menschen. Ihr Potenzial entfaltet die Ganztagsschule erst, wenn sie gebührenfrei ist. Schulen sind hin zu einem Lern- und Lebensort zu entwickeln und in den Sozialraum zu integrieren.

Übergänge sichern und Durchlässigkeit fördern

Wir fordern, dass die Durchlässigkeit unterschiedlicher Bildungswege erhöht wird. Vor dem Hintergrund der hohen Abbruchzahlen bei Übergängen zwischen den Bildungsinstitutionen bietet die Jugendsozialarbeit eine sozialpädagogische Unterstützung, die auch im Übergang von der Schule in den Beruf wirkt. Wir wollen Angebote der Jugend- und Eingliederungshilfe, der Berufsberatung und Berufsförderung sowie der Betriebe stärker mit der Schule vernetzen und in ein kommunal abgestimmtes Übergangssystem einbinden.

Gute Bildungsangebote brauchen qualifiziertes Personal

Für verlässliche und professionelle Bildungsangebote brauchen wir qualifiziertes Personal und arbeitsfeldbezogene Fort- und Weiterbildungsangebote. Die Qualität dieser Angebote muss kontinuierlich überprüft und weiterentwickelt werden. Weiter fordern wir tariflich gesicherte Arbeitsbedingungen, eine der Aufgabe und Qualifikation angemessene Bezahlung und eine regelmäßige Fort- und Weiterbildung. Weiterbildung ist auch eine gesellschaftliche Aufgabe. Sie muss über rein betriebliche Interessen hinausgehen und auch vom Staat unterstützt werden.

Quelle: Grundsatzprogramm AWO 2019     © AWO Bundesverband e.V.